Wir sind schwaaaanger…. mit Freudentränen liegen wir uns in den Armen. Wir bekommen ein Baby. Die Krönung unserer Beziehung. Wir können uns nichts Schöneres vorstellen. Die Zukunft sieht rosig aus mit Zuckerguss und Streusel.
Die nächsten Wochen sind schön. Wir malen uns alles aus. Wir werden eine Familie sein und unser Kind wird natürlich sagenhaft hübsch.
Dann beginnt die Kotzerei. Zuerst finden wir es noch süß, denn Schwangere brechen hin und wieder. Ich versuche Ingwer, Globolis, Seabands, Kekse vor dem Aufstehen und setzte all die wunderbaren Tipps um, die ich gefragt und auch ungefragt bekomme. Mein Mann schlägt sich tapfer. Er putzt und kauft ein. Er kocht und umsorgt mich.
Ach das dauert ja nicht lange, höchstens 12 Wochen. Dann ist das Schlimmste überstanden und wir können die Schwangerschaft genießen. Ich werde dann Babysachen einkaufen und meinen Bauch stolz vor mich her schieben. Mein Mann umsorgt mich immer noch. Doch so langsam merkt man ihm an, dass er genervt ist. Ich bin nicht sicher was er denkt, aber seine Körpersprache schreit: Man du bist den ganzen Tag zu Hause, kannst du nicht mal was machen?
Er ist zu höflich, um es in Worte zu fassen, aber ich kenne ihn. Er ist gestresst und manchmal sogar wütend auf mich. Ich kotze… Tagein und tagaus. 30 bis 40 Mal. Ich kann ihn nicht riechen, ich kann unsere Wohnung nicht riechen. Wenn ich die Spülmaschine ausräumen will, muss ich brechen. Wenn ich den Badreiniger aufsprühe, muss ich brechen. Alles stinkt ekelerregend. Er sieht mein Leiden und dennoch ist er wütend. Immer noch spricht er es nicht aus: STELL DICH NICHT SO AN!! DU BIST SCHWANGER UND NICHT KRANK!!
Ich bin so erschöpft. Ich pflege mich nicht mehr. Duschen ist eine Tagesaufgabe. Ich schaffe das nur hin und wieder. Ich sehe schrecklich aus. Ungepflegt und hässlich. Mein Mann such dennoch meine Nähe, doch ich stoße ihn weg. Sein Geruch lässt mich brechen. Ich habe in meinem Leben noch nicht so viel geweint, wie in dieser Zeit.
Die Wochen gehen ins Land. Ich gehe 3 Wochen ins Krankenhaus und werde aufgepäppelt. Agyrax ist meine Rettung. Als ich nach Hause komme, freut er sich nicht. Er ist gestresst, weil alles an ihm hängen bleibt. Unser Glück hat sich in Horror verwandelt. Wir sind uns nicht mehr nah, weil Nähe mich brechen lässt. HG macht alles kaputt. HG ist gnadenlos.
Dann wird unser Baby geboren. Er ist dabei. Als dieses kleine Wunder auf meinem Bauch liegt, weint er. Er streichelt meine Wange und flüstert: Das hast du gut gemacht. Ich bin stolz auf dich!“
Eine leise Hoffnung wächst in mir, dass nicht alles kaputt gegangen ist. Wir werden das schaffen, denn wir haben ein Wunder geschaffen. Wir sind STÄRKER als HG.
(dieser Text ist nicht autobiografisch, sondern eine Mischung aus vielen Geschichten, die ich in der Selbsthilfegruppe täglich lese)