Schwangerschaft ist keine Krankheit!? Das war wohl einer der 1. Sprüche die ich gehört habe als es mit der HG anfing.
Aber erstmal von vorne.
2 1/2 Jahre habe ich gebraucht, bis ich überhaut schwanger wurde. Es war eigentlich wie im Traum. Es fing mit einem Alptraum an und wurde dann auch schnell wieder zu einem noch größerem. Man hat uns gesagt, nach etlichen Untersuchungen, dass wir auf natürlichem Wege nicht schwanger werden können.
Ich war so am Boden zerstört. Habe mir andere Ziele gesetzt, einen neuen Job gesucht. Eine Führungsposition gesichert.
Doch das hat mich nicht glücklich gemacht. Also habe ich mit meinem Mann beschlossen etwas zurück zu treten. Wieder einen neuen Job mit weniger Verantwortung und weniger Stunden. Es war Mai 2016 als ich die Stelle angetreten habe. Mit meiner Frauenärztin habe ich besprochen dass ich im November nach der Probezeit ins Krankenhaus gehe zur genauen Untersuchung und OP. Doch es kam anders. Am 10.06 haben wir nachdem wir 10 Jahre zusammen waren und 5 Jahre verheiratet auch endlich kirchlich geheiratet. Worauf wir lange gespart haben. Jetzt kommt der gute teil unseres Traums. Was ich zu dem Zeitpunkt noch nicht wusste. Ich war tatsächlich schwanger. Nach unserem Hochzeit Wochenende, habe ich mir gedacht etwas stimmt nicht. Mir war schwindelig, ich war total schnell müde und ich habe unheimlich viel gegessen. Als ich dann den Schwangerschaftstest gemacht habe, konnte ich es gar nicht fassen. Vom Frauenarzt dann die Bestätigung. Ich schwebe auf Wolke 7. Doch dann in der 6. ssw wurde mir schlecht und ich habe gebrochen. Noch fande ich das ja normal. Und ich habe irgendwie sogar damit gerechnet. Ich habe schon immer komisch auf Hormone reagiert. Als ich die 3 Monatsspritze vor einigen Jahren bekommen habe. Hatte ich 1 Jahr lang keine Menstruation und jeden morgen gebrochen. Aber was ich jetzt erlebte, war damit nicht zu vergleichen. Es wurde ganz schnell, sehr schlimm. Nicht nur morgens sondern den ganzen Tag. Bis zu meinem 1. Krankenhausaufenthalt, da wurde aus meinem schönen Traum wieder ein Alptraum. Und es bekam einen Namen: Hyperemesis Gravidarum.
Zu dem Zeitpunkt habe ich natürlich noch gearbeitet.Ich konnte den Tag nicht überstehen. Die ganzen Gerüche, Angst um mein Baby. Die Toilette habe ich zu oft aufgesucht. Die Arbeitsherausforderung als Altenpflegerin war einfach zu viel. Also habe ich das Gespräch mit meinem Arbeitgeber gesucht. Dort kam dann dieser nette Satz. Schwangerschaft ist keine Krankheit! Ich bin noch am selben Tag zum Arzt und von dort direkt ins Krankenhaus, da ich weder Essen noch Flüssigkeit bei mir behalten konnte. Das war Anfang Juli. Im Krankenhaus habe ich Infusionen und Vomex i.V bekommen.Ich habe zwar den ganzen Tag geschlafen aber das war egal. Doch die wirkung hielt nicht lange an zu Hause mit Tabletten. Ich wollte versuchen trotz des Brechens zu arbeiten. Ich habe ja schließlich erst begonnen dort zu arbeiten und die Kollegen taten mir auch leid. Also bin ich nach Ende meiner Krankschreibung dort wieder hin. Den Dienst habe ich nicht geschafft. Es wurde so schlimm dass ich erneut, diesmal auch mit Blutung Ende Juli wieder zurück ins KH musste. Ich wollte nicht das durch meinen blöden Körper mein so lange erhofftes Baby schaden nimmt, habe den Termin beim Betriebsarzt wahrgenommen und ein Beschäftigungsverbot bekommen. Wenigstens 1 Lichtblick und 1 Sorge weniger.
Meine Ärztin kannte sich Gott sei Dank aus und hat mir Agyrax verschrieben. Aber es hat einfach nicht gewirkt. In der Zwischenzeit habe ich die Facebook Gruppe gefunden und ich war und bin froh um die Hilfe, die ich bekommen habe, endlich auch Verständniss und viele liebe Menschen. Ohne das hätte ich es nicht überstanden. Ich habe gelernt zumindest Flüssigkeit bei mir zu behalten.
Ende Oktober dann der nächste Schlag. Ich habe auch noch ss Diabetes. Ich hatte eh schon Probleme mit dem Essen, was soll ich denn jetzt noch zu mir nehmen, was auch nicht schlimm beim ausbrechen ist. Da mein Nüchternwert immer schlecht war, musste ich auch gleich Insulin spritzen.
Bei der Blutabnahme beim Diabetologen stimmten auch meine Leberwerte nicht. Der Arzt fand das nicht schlimm, aber mir kam das komisch vor, weil die vorher immer in Ordnung waren. Also habe ich mir vom Hausarzt auch noch einmal Blut abnehmen lassen. Die Werte waren noch höher. Beim Frauenarzt das selbe. Ich war zu dem Zeitpunkt dann alle paar Tage beim Arzt. Das zog sich bis Ende November. Da hieß es, dass ich jetzt unbedingt ins KH muss. 2 Tage nach KH Aufenthalt stand fest. SS Cholestase, das auch noch. Ich war die ganze Schwangerschaft auf Hilfe angewiesen. Öffentliche Verkehrsmittel, waren dann irgendwann nicht mehr möglich. Ich war schon überall mit Kotztüten und Taschentüchern bewaffnet unterwegs. Das war mir erst so peinlich, aber die netten Mädels von der Gruppe haben mir Mut gemacht und dann war das für mich irgendwann nicht mehr so beschämend.
1 mal die Woche war ich dann mindestens beim Arzt. Eigentlich konnte ich keine Menschen ertragen. Es tat mir auch leid für meine Schwiegermutter, die mich rum fahren musste. Ich war so depressiv und mürrisch. Medikamente mussten ständig angepasst werden. Auch die Schilddrüse spielte verrückt und verschlimmerte die Übelkeit wieder. Der Gebährmutterhals hat sich auch schon verkürzt.
Ich wusste so oft nicht weiter und hatte zudem unheimliche Angst um mein Kind. Der Termindruck, war kaum auszuhalten, musste jedesmal brechen.
Dann Anfang Januar wurde der Juckreiz durch die ss cholestase immer schlimmer, kaum aushaltbar. Wieder Krankenhaus Medikamente waren auf maximal Dosis. Ich sollte aber noch unbedingt aushalten. Dann endlich am 24.01 wurde bei 37 + 0 eingeleitet und am 26.01 kam unter ständigem Brechen mein Baby zur Welt.
Jetzt ist das schlimmste überstanden und ich brauche noch Zeit um das zu verarbeiten. Hiermit mache ich den Anfang und die Gruppe fängt mich auch immer wieder auf. Danke dafür.
Schwangerschaft keine Krankheit? Die normale Schwangerschaft vielleicht nicht. Aber das was ich durch gemacht habe schon.